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"Altlasten" beim Festival des deutschen Films auf der Parkinsel in Ludwigshafen

Ein Tatort steht heute auf meinem Programm. Es ist ein "Stuttgarter Tatort" mit dem gebürtigen Mannheimer Richy Müller und Felix Klare. "Altlasten" kenne ich zwar schon, aber in der Atmosphäre des über 800 Zuschauer fassenden Zeltes und auf der großen Leinwand ist er doch nochmal etwas ganz Besonderes.

Zu Beginn liegt ein alter Mann schon im Sarg, da entdeckt ein aufmerksamer Arzt Spuren eines nicht natürlichen Todes.

Mehrere Themen greift dieser Film vielschichtig und klug auf: ein verlorenes Kind - der Albtraum aller Eltern: von ihnen gerissen durch den Gewaltakt eines Pädophilen. Erschütternd, als die demente alte Mutter nach ihrer längst geraubten Tochter ruft. Ein Allgemeinmediziner, dessen Kostenrechnung die Verschreibung lebensverlängernder Medikamente an hochbetagte Patienten nicht mehr vorsieht. Eine alte Sekretärin, die mit Würde am ewig gestrigen festzuhalten versucht. Die mehr oder eher minder verwirklichten Lebensentwürfe zweier erwachsener Kinder eines erfolgreichen, in jahrzehntelanger erfüllter Partnerschaft verbundenen Mittelschichtspaares.

Und nun ist das Paar alt. Beide schwer krank und pflegebedürftig. Sie beschließen, selbst zu entscheiden und gemeinsam zu gehen. Ob sie das umsetzen können, verrate ich nicht, der Film läuft noch zwei Mal und ich halte ihn für überaus empfehlenswert. Glaubwürdig besetzt und sehr gut gespielt.

Trotz aller Tiefe und Ernsthaftigkeit hat dieser Tatort auch unheimlich komische Elemente: der Konflikt, den der Kommissar, dargestellt von Felix Klare, mit seiner seine Wohnung für vier Tage besetzenden Schiegermutter austrägt kommt zu einem Höhepunkt während eines gemeinschaftlichen "Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiels". Das Spiel eskaliert zum ungeschminkten Krieg zwischen den beiden, flankiert von den hilflos zu Komparsen gemachten Familienmitgliedern. Doch auch diese Schwiegermutter wird in ihrer Einsamkeit und Verletzlichkeit gezeigt, als der Kommissar mit seiner Frau nach Hause kommt und sie unerwartet auftaucht, weil sie nicht schlafen kann. Sie zerstört die erotische Stimmung zwischen ihrer Tochter und deren Mann, hier erstickt das aufkeimende Lachen aber, da sie so zerbrechlich und allein gezeigt wird.

Ich achte im Abspann darauf, wer dieses sagenhaft tolle Drehbuch geschrieben hat: Katrin Bühlig. Hut ab!

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